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Beckenbodentraining - Beckenboden trainieren - Schwangerschaft - Rückbildung - Prävention - online

Beckenbodentraining - Schwangerschaft - Rückbildung- Prävention



Sicheres und effektives Training ob während der Schwangerschaft oder in der Rückbildung .. ob mit Baby oder ohne ... ob online oder persönlich. ... ich bin für Dich da!


Beckenbodentraining
starker Körper = starker Beckenboden?




Die meisten Frauen setzten sich erst während der Schwangerschaft mit ihm auseinander, andere Frauen im besten Falle schon vorher und wieder andere erst dann, wenn es zu spät ist. Bei Männern ist es ähnlich: Erst, wenn der Beckenboden im Alter streikt, wird die Aufmerksamkeit auf die unsichtbare Muskulatur gelenkt, im besten Falle wird sich Hilfe gesucht, im schlimmsten Falle geschwiegen und im Stillen gelitten. Das muss so nicht sein!

Kurzer Exkurs zum Aufbau des Beckenbodens:

  • Die Beckenbodenmuskulatur besteht auch 3 Schichten:

1. Die äußere Schicht, welche rund um die Körperöffnungen verläuft und zwischen Scham- und Steißbein aufgehängt ist. Sie schwillt bei sexueller Stimulation an und hält Urin/Stuhl/Winde durch willkürliche Anspannung (kann willentlich angespannt werden)
2. Die mittlere Schicht, welche zwischen dem Schambein und den beiden Sitzbeinhöckern aufgespannt ist und wesentlich für unsere Kontinenzsicherung zuständig ist (kann willentlich angespannt werden
3. Die innerste Schicht, welche die größte und stärkste ist. Sie trägt maßgeblich zu unserer aufrechten Haltung bei. Sie verläuft fächerförmig vom Schambein zum Steißbein und zu den beiden Sitzbeinhöckern. (kann nicht willentlich angespannt werden)

  • Die Beckenbodenmuskulatur besteht zu ca. 70% aus langsamen Muskelfasern, welche eine täglich haltende Rolle einnehmen
  • Ca. 30% besteht aus schnellen Muskelfasern, welche den plötzlichen Druck aus dem Bauchraum (husten, niesen, lachen, springen) abfangen und reagieren müssen, um nicht unwillentlich Urin/Stuhl/Winde zu verlieren
  • Der Beckenboden besteht nicht nur aus Muskulatur, sondern ist ein Geflecht aus zahlreichen Muskeln und Bindegewebe. Der Anteil an Bindegewebe ist bei Frauen höher, um sich während der Schwangerschaft und Geburt besser dehnen zu können. Männer dagegen besitzen einen größeren Muskelanteil

Kurzer Exkurs zu den Aufgaben des Beckenbodens:

  • Sicherung der Kontinenz beim Heben, Tragen, Niesen, Lachen oder Husten
  • Kontrolle über das Öffnen und Schließen der Körperöffnungen (Anspannen und Entspannen)
  • Schließt den Bauchraum von unten ab und stützt die Organe
  • Zusammenarbeit zwischen dem Zwerchfell, Bauchmuskulatur und tief liegenden Rückenmuskulatur- demnach unterstützt er die Aufrichtung der Wirbelsäule
  • Außerdem ist er über fasziale Strukturen mit den Füßen, Hüftumgebendenmuskulatur, Adduktoren und sogar dem Kiefer verbunden
  • Schwingt bei jedem Atemzug und jeder Bewegung mit
  • Kraftzentrum der Sexualität, wird aktiviert und durchblutet durch Glied, Finger, Vibrator
  • Der Beckenboden sollte flexibel und schwingfähig sein, halten aber auch lösen können (Geburt, Urin/Stuhl/Winde willentlich abgeben bzw. halten, Geschlechtsverkehr)
  • Das Baby wird von allen 3 Schichten in der gesamten Schwangerschaft gehalten
  • In Zusammenarbeit mit dem Zwerchfell wird er durch die Atmung beeinflusst, dehnt sich bei der Einatmung nach unten und bei der Ausatmung zieht er nach oben Richtung Zwerchfell
  • Oftmals wird auch das Tragen und Halten der Beckenorgane (Gebärmutter, Blase, Rektum) als Hauptaufgabe zugeschrieben. Diese Organe, genau wie andere Organe, schweben nicht im Körper, sondern werden von Bändern und einem netzartigem Gewebesystem an Ort und Stelle gehalten. Der Beckenboden stützt diese in diesem Zusammenspiel, hält sie aber nicht an ihrem Platz.

Kurzer Exkurs zu den Unterschieden des Beckenbodens zwischen Mann und Frau:

  • Durch die 3 Körperöffnungen der Frau (Scheide, Harnröhre und After) ist der Beckenboden wesentlich komplizierter aufgebaut
  • Das Becken einer Frau ist breiter, flacher und weniger robust, da bei der Geburt das Kind durch den Geburtskanal passen muss. Das Bindegewebe muss elastisch und flexibel sein
  • Das Becken eines Mannes besitzt 2 Öffnungen (Harnröhre und After). Der Beckenboden muss weniger Arbeit leisten und muss sich nicht sehr dehnen oder flexibel sein
  • Das Becken eines Mannes ist wesentlich steiler und das Steißbein und die Sitzbeinhöcker ragen weiter in die Mitte. Die Muskulatur des Beckenbodens muss somit nicht weit gespannt sein und das Bindegewebe ist wesentlich straffer
  • Männer sollten sich demnach mehr auf die Entspannung der Beckenbodenmuskulatur konzentrieren, Frauen dagegen auf die Kräftigung (wobei hier natürlich immer auf einen entsprechenden Ausgleich zwischen An- und Entspannung geachtet werden sollte)
  • Beckenbodenbeschwerden bei Frauen treten auf oder werden erst während oder nach der Geburt erkannt und können sich weiter fortsetzen im Laufe der Jahre, wenn keine Therapie erfolgt. Bei Männern treten Beschwerden meist (auch oft viel früher!) im höheren Alter in Verbindung mit der Prostata auf

Was kümmert mich mein Beckenboden?
Naja, nur weil er nicht so offensichtlich sichtbar ist wie der Bizeps, Gluteus oder das Sixpack ist, trägt er nun mal zu einem funktionellen Körper, einem gesunden, fruchtbarem und selbstsicheren Leben bei- bei Männern als auch bei Frauen. Der Beckenboden arbeitet durch sein fasziales Geflecht mit anderen Teilen des Körpers zusammen: Zwerchfell, Bauch- und tiefer Rückenmuskulatur, Hüftumgebendenmuskulatur, Adduktoren und sogar der Kiefermuskulatur und dem Mundraum! Die Aufgaben sind vielfältig und nichts arbeitet im Körper isoliert und für sich alleine. Selten sind aufkommende Probleme mit dem Beckenboden DIE Ursache, sondern eher Symptome einer Reihe von anderen Beschwerden, die sich auch in der Beckenbodenmuskulatur äußern können. Viele Probleme mit dem Beckenboden können auch aus nicht adäquaten Bewegungsabläufen, einer nicht gut ausgebildeten Muskulatur rund um Hüfte, Beine und Po sowie einem Kontaktverlust zu diesem führen. Als aktiver Teil unseres Körpers, der maßgeblich für unsere Kontinenzsicherung, Lustempfinden, einer physiologischen gesunden Haltung und uns als Quelle der Kraft und Selbstbewusstsein dient, sollte unser Beckenboden uns sehr wohl kümmern! Denn es ist kein totes Gewebe. Eine gewisse Beckenbodenspannung vereinfacht das Tragen und Heben im Alltag und beim Sport, stärkt unsere innere Haltung sowie die sichtbare Körperhaltung und nochmal: Das Lustempfinden beim Geschlechtsverkehr/selbst Handanlegen wird enorm gesteigert: Ein Orgasmus ist das beste Beckenbodentraining!
Bei all diesen Vorteilen und Aufgaben die der Beckenboden mit sich bringt sollte die Frage daher nicht sein, was kümmert mich mein Beckenboden, sondern wie kümmere ich mich um ihn?

Was bedeutet Beckenbodentraining?
Da unser Beckenboden zu einem gewissen Teil aus Muskulatur besteht, sollte er genauso gekräftigt werden, wie die restliche sichtbare Muskulatur. Und weil er aus Faszien, bzw. Bindegewebe besteht, sollte er genauso genährt und durchblutet werden, wie unser gesamtes fasziale System. Kurzum: Unser Beckenboden profitiert, genau wie unser gesamter Körper, von ganzheitlichen Bewegungen sowie einer nährstoffreichen Ernährung! Der Beckenboden profitiert von sämtlichen Bewegungen in Symbiose mit dem Zwerchfell und der Muskulatur rund um Hüfte, Beine, tiefe Bauch- und Rückenmuskulatur. Dabei wird in Zusammenarbeit mit der Atmung der Beckenboden trainiert, durchblutet und genährt.
Und da doch die meisten Menschen ihren Beckenboden erst kennenlernen, wenn die ersten Probleme auftreten oder während der Schwangerschaft erste Berührungspunkte sammeln, lohnt es sich auch im jungen Alter, egal ob Männlein oder Weiblein, sich mit dieser versteckten Muskulatur bekannt zu machen um kommende Beschwerden im Laufe des Lebens zu verhindern oder auch zu mindern. Denn viele Wissen nicht, wie die Beckenbodenmuskulatur angespannt und entspannt werden kann, da die komplette Wahrnehmung zu diesem fehlt.
In Zusammenhang mit einer konservativen Erziehung oder schlechten sexuellen Erfahrungen kann der Zugang zur Beckenbodenmuskulatur ganz fehlen und dieser Bereich aus Scham gemieden werden. Der Beckenboden ‚verkümmert‘.
Sollten Beschwerden/Schmerzen rund um den Beckenboden bestehen, sollte der erste Gang zu einem Beckenbodentherapeuten erfolgen. Dieser kann mit Hilfe von Tast-/Ultraschalluntersuchungen nämlich herausfinden, wie der Beckenboden arbeitet und ob die/der Patient/in überhaupt den Beckenboden anspannen/ansteuern kann. Und das ist auch im Allgemeinen sehr interessant zu sehen, egal ob Beschwerden vorhanden sind oder nicht. Es lohnt sich doch ein Blick in das tiefe Innere zu werfen um zu sehen, wie die Muskulatur des Beckenbodens überhaupt arbeitet.
Mittlerweile gibt es auch viele Beckenbodentrainer (Kegeltrainer z.B. Perifit). Diese werden vaginal eingeführt und mit Hilfe einer App wird der Benutzerin spielerisch vermittelt und gezeigt, wie die Beckenbodenmuskulatur angespannt wird. Der Vorteil dieses Biofeedbackgerätes: Frauen, die nicht wissen oder selber spüren, ob der Beckenboden gerade angespannt ist oder nicht, können so visuell sehen, ob sich etwas bewegt oder nicht. Das kann den Zugang zu sich selbst ziemlich erleichtern. Auch Beckenbodentherapeuten arbeiten mit Biofeedbackgeräten, sodass Patientinnen sehen können, was vor sich geht. Nachteil dieser gekauften Geräte mit oder ohne App könnte sein, dass die dauerhafte Anspannung trainiert wird. Das sollte so nicht sein, denn: Es ist ein weitverbreiterter Mythos, dass ein dauerhafter angespannter Beckenboden auch ein kräftiger ist! Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass durch ständige Nutzung der Kegeltrainer der Beckenboden dauerhaft angespannt ist, was zu Schmerzen in diesem Bereits oder auf Dauer auch zu Inkontinenz führen kann.
Beim Beckenbodentraining geht es nicht um die dauerhafte Anspannung, sondern um den Wechsel zwischen An- und Entspannung. Wenn der Bizeps dauerhaft angespannt ist, führt das auch zu Schmerzen, außerdem ist es auch nicht seine Aufgabe, genauso wenig wie eine dauerhafte Anspannung des Beckenbodens. Wer mit einem Biofeedbackgerät erste Erfahrungen im Bereich An- und Entspannung machen möchte- kein Problem! Aber die Entspannung muss ebenfalls geübt werden.
Kontinuierliches Beckenbodentraining kann nicht nur während der Schwangerschaft helfen, die Geburt zu erleichtern und Inkontinenz langfristig zu vermeiden, sondern kann auch vor einer Schwangerschaft oder danach bis ins hohe Alter, bei Männern, Jungen und Mädchen und Frauen die nicht geboren haben Beschwerden/Problematiken vermeiden oder vermindern.

Wie kann ich meinen Beckenboden trainieren?
Vorab: Es ist nie zu spät, um mit dem Training zu beginnen! Auch wenn bereits Problematiken bestehen, kann in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten ein konsequentes Beckenbodentraining Beschwerden weitestgehend gemindert und gar ein schlimmerer Verlauf verhindert werden!
Um mit dem Training zu beginnen, sollte man sich zunächst einmal mit seinem Körper befassen, also die Region abtasten, in der sich der Beckenboden befindet. Am besten mal in Ruhe und für sich alleine:
Am besten stellst du dich einmal aufrecht hin und tastest dich einmal durch: Beginne an deinen beiden knöchernen Darmbeinen rechts und links (dort wo die Hüftjeans sitzt) und drücke diese sanft. Fahre von den Darmbeinen nach vorne Richtung Schambein, drücke auch dort sanft und dann geht’s weiter zum Damm. Zum Schluss fühle einmal dein Kreuzbein, Steißbein und deine beiden Sitzbeinhöcker rechts und links im Sitzfleisch (Die spürst du gut im Sitzen, oder nach einer langen Radtour) Und in diesem Bereich befindet sich dein Beckenboden.

Es kann auch helfen, sich Bilder des Beckens und des Beckenbodens anzuschauen, seine verschiedenen Schichten, (knöcherner-) Aufbau und Anatomie. Das schult die eigene Wahrnehmung und fördert die Verbindung zu dieser unsichtbaren Muskulatur.
Wahrnehmungsübungen können dabei helfen, den Beckenboden zu erspüren und zumindest Bilder im Kopf entstehen zu lassen, wie man die Muskulatur anspannt. Das ist ein super schöner Effekt und auch wenn sich im inneren nichts tut, die ersten Verbindungen werden im Hirn hier geknüpft.
Eine erste, einfache Wahrnehmungsübung:
Rotes Gummiband
Setze dich auf einen Stuhl oder auf den Boden (Untergrund sollte nicht zu weich sein). Dein Rücken ist lang, der Kopf gerade, die Umgebung ist ruhig. Taste vorher dein Becken noch einmal ab. Bei den beiden Sitzbeinhöckern drückst du etwas fester und verinnerlichst diese knöcherne Struktur. Du kannst sie auch mit beiden Händen links und rechts „festhalten“.
Atme tief ein und aus, du stellst dir deine Sitzbeinhöcker bildlich vor. Zwischen diesen beiden Sitzbeinhöckern befindet sich ein rotes Gummiband.
Mit der tiefen Einatmung stellst du dir vor, wie die beiden Sitzbeinhöcker sich weiten, das Gummiband wird locker, denn: Mit der Einatmung dehnt sich der Beckenboden nach unten aus.
Mit der Ausatmung ziehen sich die beiden Sitzbeinhöcker zusammen und das rote Gummiband wird straffer, denn: Mit der Ausatmung spannt sich der Beckenboden an und zieht nach oben Richtung Zwerchfell.
Du versuchst einfach, diese beiden Knochen zu verbinden, in Verbindung mit der Atmung. Wenn das noch zu schwer ist, atme so, wie es sich für dich gut anfühlt. Trainiere die mentale Vorstellung von deinem Beckenboden. Der Po und die Beine bleiben dabei immer locker!
Wenn das gut klappt, verbindest du dein Schambein mit dem Steißbein mit einem roten Gummiband und wiederholst die Übung. Der Po und die Beine bleiben dabei immer locker!
Und wenn du dann noch eine Steigerung brauchst und gut vertraut bist mit deiner Muskulatur und diese sogar spürst, verbindest du Schambein mit Steißbein UND die beiden Sitzbeinhöcker. Du arbeitest hier mit deiner Atmung im Wechsel. Mit der Einatmung sind alle Bänder locker, mit der Ausatmung ziehen sich die Bänder zusammen und Knochen ziehen zu einander. Der Po und die Beine bleiben dabei immer locker!
Merke: Entspannen-Einatmen
              Ausatmen-Anspannen

Erspüren, wahrnehmen und verinnerlichen:
Setze dich aufrecht auf einen Stuhl (am besten harte Unterlage). Die Beine sollten rechtwinklig aufgestellt sein. Rolle ein mittelgroßes Handtuch zusammen und setze dich darauf. Deine Sitzbeinhöcker berühren rechts und links Stuhl.
Atme tief ein und mit der Ausatmung probierst du, das Handtuch nach innen zu ziehen, aber sanft. Bei der Einatmung ziehen die beiden Sitzbeinhöcker auseinander. Mit der Ausatmung versuchen die beiden Sitzbeinhöcker das Handtuch zu greifen.
Wiederhole ein paar Mal in deinem Tempo. Der Po und die Beine bleiben dabei immer locker!

Wenn du mit dieser Übung gut vertraut bist, kannst du beginnen, dein Becken nach vorne und nach hinten zu kippen- im Wechsel. Wenn das Becken nach vorne kippt, kommst du in ein leichtes Hohlkreuz. Kippt es nach hinten, rutscht das Steißbein etwas tiefer in den Sitz. Nimm die Hände an die Hüften und hilf nach, dann fällt dir das Visualisieren einfacher. Durch den Kontakt deines Intimbereichs mit dem Handtuch wird dieser auch vermehrt durchblutet und aktiviert. Eine Durchblutung in diesem Bereich ist äußerst erwünscht!
Mit dieser Bewegung des Beckens muss der Beckenboden reaktiv mit arbeiten, ohne dass du diesen aktiv anspannen musst oder ihn ‚extra‘ aktivieren musst.
Wiederhole ein paar Mal in deinem Tempo und atme wie es dir gefällt. Der Po und die Beine bleiben dabei immer locker!

Es gibt eine Menge weiterer schöner Wahrnehmungsübungen, um den Körper kennenzulernen und sich wirklich einmal mit sich zu verbinden. Das muss auch nicht jeden Tag sein, sondern so, wie es in deinen Alltag passt. Vielleicht zum Entspannen am Abend, zum Aufwachen oder als eigenständiges 10–20-minütiges Training.

Beckenbodentraining geschieht schon bei den einfachsten Dingen, auch wenn du nicht an ihn denkst oder gar nicht davon ausgehst, dass er gerade mitarbeitet. Selbst beim Spazieren gehen schwingt er schon mit, beim Sport im Allgemeinen muss er stetig halten und reagieren und auch beim Tanzen ‚tanzt‘ der Beckenboden.
Der Beckenboden wird vor allem dann aktiviert, wenn die Hüftumgebende Muskulatur involviert ist, da hier die Verbindung zum Beckenboden am engsten ist, genauso wie die Beine und die Adduktoren. Auch die tiefe Bauchmuskulatur und Rückenmuskulatur arbeitet im Verbund mit. Unser Beckenboden ist auch maßgeblich an unserer Haltung beteiligt, am besten immer in Verbindung mit einer tiefen und bewussten Atmung, ohne viel Druck und Pressen, was z.B. beim Krafttraining der Fall ist.
Beckenbodentraining ist immer ein An- und Entspannen, kräftigen und dehnen, damit er lange flexibel, stark, nachgebend und funktionell bleibt.

Was Beckenbodentraining NICHT ist

  • Pressen, drücken bei Übungen (Druckerhöhung nach unten Richtung Beckenboden)
  • Pipistopp Übungen auf der Toilette (Blase kann falsch trainiert werden, Restharn entsteht und kann zu Infektionen führen)
  • Po zusammenkneifen und anspannen, entweder bei Übungen für den Beckenboden oder auch im Alltag
  • Ständiges Anspannen an jeder Ampel (Die Entspannung wird nicht trainiert, selbes Problem wie bei den Kegeltrainer)
  • Stetiges Baucheinziehen und Po-Anspannung
  •  

Mythos: Sportlerinnen haben einen besonders starken und kräftigen Beckenboden.
Ein starker Körper bedeutet nicht automatisch einen starken Beckenboden. Viele Sportlerinnen, sei es aus dem Kraftsport oder High-Impakt Sportarten (Crossfit, Trampolin, Joggen…) beklagen sich über Inkontinenz oder generelle Beschwerden im Bereich des Beckenbodens. Hier sollte den Frauen frühzeitig Alternativen angeboten werden sowie entsprechende Aufklärung rund um den Beckenboden. Der stetige Druck von außen nach innen auf den Beckenboden sowie das häufige Anspannen führen bei vielen Sportlerinnen zu Problematiken rund um den Beckenboden. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26369504/
„Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Stärke der Beckenbodenmuskulatur von Sportlerinnen und untrainierten Frauen. Dies deutet darauf hin, dass die Beckenbodenmuskulatur nicht durch allgemeines Training gestärkt wird, sondern spezifische Übungen erfordert. Dies gilt insbesondere für Fußball, Handball und Sportarten mit hoher körperlicher Intensität. Trainer müssen besonderes Augenmerk auf das Training und die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur von Frauen legen, um das Auftreten von Harninkontinenz zu reduzieren.“ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29493531/
Natürlich hat Sport im Allgemeinen positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper und sollte regelmäßig im Alltag stattfinden, denn die meisten körperlichen Aktivitäten schaden dem Beckenboden nicht! Dennoch sollte im Hinblick auf die besonderen Lebensumstände, die die meisten Frauen in ihrem Leben erfahren, mehr geforscht werden um den Frauen bessere Aufklärung bieten zu können.
Es bedarf jedoch künftiger Forschung, um die vielen Wissenslücken zu schließen. Prospektive Studien sind in allen Bevölkerungsgruppen erforderlich, einschließlich potenziell gefährdeter Frauen, z. B. mit hohem genetischem Risiko, einer Verletzung des M. levator ani oder asymptomatischem Beckenorganvorfall, sowie an Frauen in potenziell gefährdeten Lebensabschnitten, z. B. in der frühen postpartalen oder postoperativen Phase. Zukünftige Forschung ist erforderlich, um die vielen Wissenslücken zu schließen.“ 
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26348380/

Tipps für den Alltag ohne sportliche Aktivitäten

  • Sitz aufrecht beim Pinkeln und mit gerundetem Rücken beim großen Geschäft! Vor Allem ohne Druck und Pressen. Nimm einen kleinen Fußhocker für das große Geschäft um den Stuhlgang zu erleichtern.
  • Lasse den Bauch auch mal locker, achte auch auf deinen Po. Oft ist dieser während normalen Aktivitäten (Kochen, Zähne putzen…) angespannt.
  • Bauch nicht in zu enge Kleidung schnüren (führt zu einer schlechteren Atmung, Druck nach unten)
  • Atme tief in deinen Bauch, statt nur flach in die Brust
  • Achte auf eine aufrechte Haltung
  • Um zusätzlichen Druck im Bauchraum zu vermeiden, achte auf deine Ernährung und Lebensmittel, die keine Blähung verursachen, bzw. auf Lebensmittel, die den Toilettengang vereinfachen
  • Gehe oft spazieren! Hier wird der Wechsel zwischen An- und Entspannung optimal trainiert
  • Leg öfter mal die Beine hoch um den Beckenboden zu entlasten

6 Mythen rund um den Beckenboden
1. Ein Kaiserschnitt schützt vor Beckenbodenschwäche
= Der Beckenboden bereitet sich auf eine vaginale Geburt vor und dehnt sich ebenso aus. Auch wenn das Risiko einer Beckenbodenschwäche etwas geringer ist, können langfristige Folgen dennoch auftreten
2.  Nur Frauen, die geboren haben, können unter Beckenbodenschwächen leiden
= Jeder, egal ob Mann oder Frau, kann unter Beckenbodenschwächen leiden, auch in jungen Jahren
3. Inkontinenz im Alter ist normal, dafür gibt es nun mal Einlagen
= Nein, es ist nicht normal. Weder im hohen Alter, noch vor, während oder nach einer Geburt. Beckenbodenbeschwerden sind behandelbar, bzw. können sie vermindert werden. Es ist wichtig, darüber zu reden und sich Hilfe zu suchen!
4. Nach einer oder mehrerer Geburten ist der Beckenboden ausgeleiert
= Nein, das stimmt so ganz und gar nicht und ist eine undankbare Aussage für die Leistungen, die der weibliche Körper vollbringt. Geeignetes Training hält den Beckenboden fit, stabil und flexibel.
5. Bei Inkontinenz ist der Beckenboden zu schwach
= Nein, auch ein zu kräftiger (verspannter) Beckenboden kann zu Inkontinenz führen. Es ist wichtig, darüber zu reden und sich Hilfe zu suchen!
6. Solange mein Beckenboden keine Probleme bereitet, muss ich mich nicht darum kümmern.
= Auch diese Muskulatur ist es wert, gestärkt zu werden. Wir sollten uns auf jeden Fall um ihn kümmern und ihm Aufmerksamkeit schenken, UM langfristig Problematiken zu vermeiden.
Beckenbodentraining ist nicht nur was für Omis, ist unsexy oder langweilig, sondern fördert den Zugang und die Zuneigung zum eigenen Körper und verleiht zu einem selbstsicheren und selbstbewussten Leben- ein Leben lang. 


 

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